Sonntag, 30. Januar 2011

Die mutigen kleinen Sonnenstrahlen

Vorsichtig spitzte die Sonne durch die schweren Wolken. Die standen so dicht beieinander, dass sie fast nichts sehen konnte. Doch die Sonne blieb hartnäckig und nach einigen Stunden hatte sie es endlich geschafft.
Sie konnte nach einem harten und langen Winter die ersten wärmeren Sonnenstrahlen auf die Erde lassen. „Seid vorsichtig“, rief sie ihnen zu. „Bleibt nicht zu lange, denn der Winter wird nochmal seine eisigen Winde schicken!“
Ja, ja!“, riefen die kleinen Sonnenstrahlen und rutschten übermütig zur Erde. Dort hielten ihnen die Menschen erwartungsvoll ihre Gesichter entgegen. Es gab niemanden, der sich vor ihnen schützen wollte. Alle freuten sich über die ersten wärmenden Strahlen.
Endlich Sonne!“, freuten sie sich.
Die Sonnenstrahlen sahen mit Begeisterung, dass die Menschen sie herzlich willkommen hießen. Sie versuchten den Schnee wegzutauen, aber dafür waren sie noch zu wenige. „Wir müssten mehr Zeit haben!“, seufzten sie. „Wir müssen zurück!“, beschloss der älteste Strahl. Die anderen maulten: „Jetzt noch nicht.“
Da kam auf einmal ein eisiger Wind auf. „He!“, riefen die Strahlen ganz erschrocken.
Seht ihr! Wir müssen zurück!“, beharrte der vernünftige Sonnenstrahl.
Die Strahlenkinder sahen es ein und zogen sich allmählich zurück, alle bis auf einen. Dieser kleine Strahl wartete bis seine Geschwister hinter den Wolken verschwanden. Dann kam er wieder hervor und versuchte ganz allein einen ganzen Schneemann zum Tauen zu bringen.
Doch der lachte nur: „Du bist ja ein ganz schlauer. Deine Geschwister sind längst wieder hinter den dicken Wolken. Alleine erreichst du gar nichts. Schau lieber, dass du hier verschwindest!“
Der kleine Strahl zitterte im eisigen Wind. Der Gedanke aufzugeben, erschien ihm auf einmal sehr verlockend. Doch plötzlich legte sich der Wind und der kleine Strahl bekam neuen Mut. Er nahm seine ganze Kraft zusammen – und wirklich der Schnee schmolz ein klein wenig. Das machte den kleinen Strahl zuversichtlich. Er rief nach seinen Geschwistern. Erstaunt kamen sie hinter den dunklen Wolken hervor: „Was machst du denn noch hier ?“
Ich taue den Schnee weg!“, verkündete der kleine Strahl stolz. „Helft mir!“, forderte er seine Geschwister auf.
Die wunderten sich über den Mut des kleinen Sonnenstrahls.
Doch dann stellten sie fest, dass sich der eisige Wind gelegt hatte und trauten sich wieder auf die Erde.
Jetzt halfen sie dem kleinen mutigen Strahl – und wirklich schafften sie es gemeinsam, dass der Schneemann langsam kleiner wurde.
Traurig schmolz der dahin – Aber die Menschen riefen sich gegenseitig zu: „Jetzt kommt bald der Frühling!“ Und sie freuten sich sehr!
@Ingrid Neufeld

Samstag, 1. Januar 2011

Ein frohes neues Jahr

Klirrend kalt war dieser 1. Januarmorgen. Überall lagen die Reste von Böllern und Feurwerksüberbleibseln herum. Die meisten Menschen lagen noch in ihren warmen Betten und sogar die Schneeflocken schwebten müde vom grauen Himmel.
Wirbelinchen, die quirligste aller Schneeflocken rief ihren Geschwistern zu: „Schneller, beeilt euch, schließlich sind wir das erste, das die Menschen in diesem Jahr zu sehen bekommen. Eine riesige weiße Decke aus herrlichem pulvrigem Schnee!“ Mit ihrer Begeisterung steckte sie auch die anderen Schneeflocken an. Und bald schon wirbelten munter unzählige Schneeflocken aus den schweren Wolken.
Am späten Vormittag steckten die ersten Kinder vorsichtig ihre Gesichter in die Kälte. „Komm schon!“, rief Anna-Marie ihrem Bruder zu. „Es hat geschneit!“, jubelte sie. Jens drängte sich an seiner Schwester vorbei ins Freie. Er fasste in den Schnee und flugs warf er einen Schneeball auf Anna-Marie.
Gleich darauf lieferten sie sich eine fröhliche Schneeballschlacht. Sie tollten durch den Schnee und freuten sich über die weiße Pracht. Wirbelinchen saß auf einem Baum und beobachtete die beiden. Genauso hatte sie sich das vorgestellt: Kinder, die sich über die weiße Pracht begeisterten! Dafür lohnte es sich vom Himmel zu schneien!
Anna-Maria zeichnete mit einem Stock Buchstaben in den Schnee: „Schau mal, was ich schon kann!“ Sie hatte gerade erst schreiben gelernt und war mächtig stolz auf jeden Buchstaben.
„Das kann doch jeder!“, gab Jens an. „Die paar Buchstaben. Schreib doch mal einen Satz!“
Mit großen Kulleraugen schaute Anna-Maria ihren Bruder an. Sie überlegte. „Mir fällt aber keiner ein.“
„Siehste!“, triumphierte ihr Bruder. „Kannst du nicht!“
„Kann ich doch!“, behauptete die Schwester.
Entschlossen strich sie ihre Haare aus dem Gesicht und rückte ihre Mütze gerade. Dann griff sie wieder nach dem Stock.
Krampfhaft kratzte sie in den Schnee. Dann konnte man lesen: „Ein frohes neues Jahr!“
Da kam die Nachbarin heraus. „Grüß Gott Frau Müller!“, sagte Anna-Maria.
Die Nachbarin grüßte zurück. Ihr Blick blieb an Anna-Marias Kunstwerk hängen. „Ein frohes neues Jahr“, las sie. „Das hast du aber schön gemacht!“, lobte sie das Mädchen.
Anna-Maria strahlte. „Für Sie auch Frau Müller. Ein frohes neues Jahr!“
Wirbelinchen freute sich. Die Schneeflocke war glücklich. Sogar der weiße Schnee kündigte es an: Ein frohes neues Jahr war angebrochen!