Dienstag, 9. Oktober 2012

Die Martinsbrezel


Martin strahlte, als die Erzieherin die Geschichte von St. Martin erzählte. Ein großer gewaltiger Held auf einem schneeweißen Hengst. Dabei hatte dieser große Mann ein ganz weiches Herz. Er war gütig, dieser Mann – und lieb und nett, das hatte die Erzieherin erzählt. So wollte Martin auch werden. Nicht umsonst war St. Martin sein Namenspatron.

Als die Mama ihn später im Kindergarten abholte, konnte er gar nichts mehr anderes denken, als an das bevorstehende St-Martins-Fest.
„Wann gehen wir los?“, quengelte Martin und war noch nicht mal richtig daheim. „Erst wenn es dunkel ist“, erklärte die Mama. „Sonst sieht doch keiner was wir für schöne Laternen haben.“

Ach ja richtig, die Laternen. Die waren wichtig, sie hatten schließlich lange daran gebastelt. Doch wann war es endlich dunkel? „Wir können ja noch ein wenig die Lieder üben“, schlug die Mama vor. Gute Idee. Sie sangen bis sie heiser waren.

Dann wurde es allmählich dämmrig. „Es ist soweit“. Die Mama holte die Jacke. Martin schlüpfte aufgeregt hinein. Schnell noch in die Schuhe. Wenn nur die doofen Bänder nicht wären. Aber Mama half ihm. Dann ging’s auch schon nach draußen. Zwei Straßen weiter zum Kindergarten. Dort versammelten sich die Kinder samt den Erziehern. Alle hatten ihre Laternen mitgebracht. Auch Martin. Aufgeregt trat er von einem Bein aufs andere. Dann ging es endlich los. Der Zug setzte sich in Bewegung.

„St. Martin ritt durch Schnee und Wind…“, sangen die Kinder und „Ich geh mit meiner Laterne…“ Die Lieder klangen fröhlich durch die dunklen Gassen. Dann kamen sie an einen weiten Platz. Martin staunte. „Schau mal…“ Vor lauter Aufregung brachte er den Satz nicht zu Ende. Dort saß auf einem weißen Schimmel St. Martin höchstpersönlich.

Die Kinder stellten sich im Kreis auf und sangen noch einmal ein Martinslied. St. Martin nickte huldvoll vom Pferd und Martin war es, als würde er nur ihn ansehen. Am liebsten wäre er zu ihm auf das Pferd geklettert. Doch die Mutter hielt ihn zurück. Eine Erzieherin erzählte die St-Martins-Geschichte. Danach verteilte der St. Martin an jedes Kind eine Martinsbrezel. Andächtig hielt Martin seine Breze in der Hand. Doch einigen Kindern ging die Verteilung nicht schnell genug und sie drängten nach vorne. 

 Dabei verlor ein anderes Kind seine Breze, die im dichten Gedränge schnell in den Staub getreten wurde. Die kleine Lisa fing heftig an zu weinen und ließ sich auch von ihrer Mutter nicht trösten. „Meine Breze, meine Breze!“, heulte sie.

In diesem Augenblick fiel Martin ein, was der St. Martin getan hatte. Nämlich seinen Mantel geteilt. Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf seine Breze. Doch dann brach er sie entzwei und gab die Hälfte der weinenden Lisa. Sie hörte sofort mit dem Weinen auf. Vorsichtig schaute sie auf die Breze. „Nimm schon“, forderte Martin sie auf. Da strahlte Lisa wieder und biss herzhaft in die Brezel.

Und wer sich jetzt schon auf Weihnachten freut und mal wissen will, was eigentlich der Esel aus der Weihnachtsgeschichte so zu berichten hat, der interessiert sich bestimmt hierfür!

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