Mittwoch, 11. Dezember 2013

Die Weihnachtsgeschichte erzählen: Warum feiern wir Weihnachten


Kinder interessieren sich nicht nur für die Geschenke zu Weihnachten. 

Viele Kinder wollen wissen, weshalb Weihnachten gefeiert wird.


Auch der Esel, der an der Krippe stand, machte sich seine Gedanken. Daraus entstand diese Geschichte:

Der Esel will es wissen:

Ich bin Asinia, die Eselsfrau und habe Maria bis nach Bethlehem getragen. Nach der Geburt war mir ein wenig langweilig. Ich hatte ja nichts mehr zu tun. Die Hl. Familie kümmerte sich um ihr Baby. Ständig kam Besuch. Es wimmelte nur so von Engeln, Hirten und den Hl. Drei Königen. Als ich dann so an der Krippe stand, dachte ich, da könnte ich mich ja gleich mit dem Baby unterhalten. Das war immer noch besser als nur Löcher in die Luft zu starren.

Ich sagte also: „I-A“,  das bedeutete: „Hallo, wie geht’s?“ Eigentlich hatte ich keine Hoffnung, dass mich das Baby verstehen würde.

Doch das Baby lachte mich an: „Ha, ha, ha“, jauchzte es und ich verstand: „Danke sehr gut“

Das gab mir Mut und ich fragte weiter: „Hast du dich gut von der Geburt erholt?“

Der Kleine juchzte weiter: „Na klar“

Ich zeigte mit dem Kopf auf die vielen Leute und meinte: „Bisschen viel Getöns um deine Geburt, meinst du nicht auch?“

Das Baby gurrte: „Es hat sich herumgesprochen, dass ich was Besonderes bin.“

Das verstand ich jetzt nicht. „Wie, was Besonderes? Du bist ein kleines Menschlein, das ist nie was Besonderes.“

Der Kleine schüttelte sich vor Lachen. „Normalerweise ja, aber mein Vater ist Gott selbst, weißt du…“

Ich war verwirrt. „Wie jetzt, wer ist dann das da, der da gerade am Tor steht…und Josef heißt?“

Der Säugling gluckste vor Vergnügen. „Das ist mein Pflegevater, ein richtig guter Mann. Er liebt Gott, denn Gott hat ihn beauftragt, für mich der Papa zu sein. Doch mein richtiger Vater ist Gott.“

Aha, ganz schön eingebildet der Kleine. Das sagte ich ihm auch.

Jetzt lachte der Kleine nicht mehr. Stattdessen verzog er sein Mündchen zum Weinen. „Das werden leider sehr viele denken. Da bist du nicht alleine. Die meisten Menschen werden daran zweifeln, dass Gott mein Vater ist.“

„Du meinst das Ernst“, wunderte ich mich. „Aber wenn Gott dein Vater ist, warum liegst du dann hier…“ Ich wandte mich um und ließ meinen Kopf kreisen. „Wieso bist du nicht in einem Palast geboren?“

Das Baby juchzte wieder. „Gott wollte es so. Ich bin nämlich für die Armen gekommen. Alle diejenigen, die sich nach Gott sehnen, sollen wissen, dass sich Gott um sie kümmert. Gott ist nicht für die Oberen Zehntausend da, sondern für jeden einzelnen, auch für die sogenannten „Kleinen Leute“. Gott liebt einfach alle.“


Jetzt nickte ich. Das leuchtete mir ein. Ich stupste ihn mit meiner Nase an. „Du bist wirklich Gottes Sohn, hm?“

Der Kleine strampelte vor Vergnügen. „Ganz genau, das bin ich. Das ist der Grund, weshalb sich alle über meine Geburt freuen. Nicht nur heute. Sogar in zweitausend Jahren werden die Menschen noch immer meinen Geburtstag feiern.“

„Wenn du das sagst“, brummte ich. Doch nun hatte ich genug gehört, um laaange nachzudenken. Ein ganz besonderes Baby liegt in meiner Futterkrippe. Na so was!

Die ganze Geschichte von Weihnachten gibt es bei


Montag, 2. Dezember 2013

Wer war Nikolaus? – Eine Nikolausgeschichte zum Vorlesen

Nikolaus: Der historische Nikolaus stammte aus Patara

Vor vielen hundert Jahren lebte in Patara in der Türkei ein junges Ehepaar, das sich sehnlichst ein Kind wünschte. Die jungen Leute hatten viel Geld und konnten sich damit große Wünsche erfüllen, nur den einen nicht, nämlich den Wunsch nach einem Kind. Deshalb beteten sie viel und schließlich erhörte Gott ihr Gebet. Sie bekamen einen Sohn, den sie Nikolaus nannten. Die Eltern ließen ihren Sohn viel lernen. Sie erzogen ihn zu einem gerechten und furchtlosen jungen Mann. Er erfuhr alles Wichtige über das Christentum. Damals war dieser Glaube noch ziemlich neu und gläubige Menschen wurden von der Obrigkeit sehr misstrauisch beobachtet. Trotzdem erzogen die Eltern ihren Sohn in diesem Glauben. Es war keine sichere Zeit, in die Nikolaus hineingeboren worden war. Krankheiten und tödliche Seuchen gehörten zum Alltag. Als dann die Pest ausbrach, erkrankten auch seine Eltern an dieser schweren Krankheit. Sie starben, als Nikolaus noch sehr jung war.
Er hatte einen Onkel, der sich nach dem Tod der Eltern um Nikolaus kümmerte. Der Onkel bekleidete das Amt eines Bischofs. Als Nikolaus ein junger Mann geworden war, weihte ihn sein Onkel zum Priester. Von seinen Eltern hatte Nikolaus sehr viel Geld geerbt. Doch er selbst lebte sehr sparsam. Da jedoch zu dieser Zeit viele Menschen nicht einmal das Notwendigste zum Überleben hatten, unterstützte er sehr gerne die Armen. Er hatte ja genug. So dachte Nikolaus.

Nikolaus setzte sich für die Armen ein

Eines Tages hörte er von einem Mann, der über Nacht sein ganzes Geld verloren hatte. Dieser Mann war Vater von drei Töchtern und musste von jetzt an ein Leben in völliger Armut fristen. Die Töchter lebten von einem Tag zum anderen buchstäblich  von der Hand in den Mund. Dem Vater fehlte auch das Geld, um sie verheiraten zu können. Damals benötigten Eltern für ihre Töchter eine sogenannte „Mitgift“, wenn sie heirateten. Dazu gehörten Geld, oder auch Wertgegenstände, die einen gewissen Reichtum darstellten. Umso größer die „Mitgift“ war, umso wahrscheinlicher war es, einen Mann zu bekommen, der einer Frau ein gesichertes Leben bieten konnte. Als Nikolaus von der Not des Mannes erfuhr, schlich er sich heimlich zu dessen Haus. Er warf dort ein Säckchen mit Geld ins Fenster. Als die Familie am nächsten Tag das Geld fand, war die Freude groß. Der Vater konnte die älteste Tochter nun doch gut verheiraten. Nikolaus freute sich ebenfalls und wiederholte seine gute Tat noch zweimal, damit auch die beiden anderen Töchter verheiratet werden konnten.

Nikolaus: Der historische Nikolaus war Bischof von Myra

Nikolaus half gerne, wenn andere in Not waren. Doch er wollte dabei nicht erkannt werden. Denn Nikolaus war ein bescheidener Mensch. Trotzdem blieben seine guten Taten nicht unentdeckt. Deshalb floh Nikolaus in ein Kloster. Eine Zeitlang gelang es ihm, sich dorthin zurückzuziehen. Man übertrug ihm die Leitung und Nikolaus war zufrieden. Doch als es darum ging, einen Nachfolger für den Bischof von Myra zu finden, konnten sich die Menschen auf keinen Nachfolger einigen. Dann beschlossen die Verantwortlichen, denjenigen zum Bischof zu wählen, der am nächsten Morgen als erster das Gotteshaus betreten würde. Dieser Erste war Nikolaus, denn er war es gewöhnt, schon kurz nach Mitternacht aufzustehen und das Gotteshaus zur Anbetung aufzusuchen.  Sofort wurde er bedrängt, die Wahl zum Bischof anzunehmen. Nikolaus wollte ablehnen. Doch die Menschen drängten ihn so sehr, dass er das Amt schließlich doch noch annahm. So wurde Nikolaus zum Bischof von Myra. Mit ihm hatten die Christen einen guten Mann gefunden, der ihnen immer wieder Halt gab. Es war eine Zeit, in der Christen um ihres Glaubens willen verfolgt wurden. Sie hatten es nicht leicht, sich als Christen zu bewähren. Doch Nikolaus lebte jeden Tag Nächstenliebe vor. Seine Hilfe gegenüber den Armen und in Not Geratenen ist bis heute unvergessen geblieben. Darum feiern wir noch immer seinen Namenstag und erinnern uns jedes Jahr daran, dass er großzügig und freigebig gegenüber anderen war. Deshalb gibt es bis heute am 6. Dezember den Brauch, die Kinder vom Nikolaus beschenken zu lassen.  



      

auch bei Amazon erhältlich:
(verschiedene Weihnachtserzählungen)
(Die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht des Esels erzählt)

Donnerstag, 28. November 2013

Die kleine Weihnachtselfe und der vergessene Sternenstaub

Milena war eine kleine Weihnachtselfe und sah aus wie ein wunderschöner Schmetterling, nur nicht ganz so klein, doch dafür noch sehr viel schöner. Ihr fast durchsichtiges Flügelkleid schillerte in den Farben des Regenbogens und ihr langes seidiges Haar wehte im Wind wie ein hauchdünner Vorhang.

Wie in jedem Jahr war auch heuer bei der Weihnachtsvorbereitung ausgesprochen viel zu tun. Milena nahm einen langen Stab und schwebte über viele bunte große und kleine Pakete. Alle waren mit buntem Weihnachtspapier umwickelt und mit Schleifen, oder Bändern verziert. Doch irgendetwas fehlte. Was war das gleich? Ah ja richtig - der  Sternenstaub. So schön die Päckchen auch ausschauten – der Sternenstaub war das Wichtigste überhaupt, enthielt er doch für jedes Kind extra gute Wünsche für das ganze kommende Jahr.

Milena schwirrte von einem Paket zum nächsten, so wie die Bienen im Sommer von einer Blume zur anderen fliegen und über jedes einzelne Päckchen streute sie ein wenig von ihrem Sternenstaub. Sie war so sehr in ihre Tätigkeit versunken, dass sie die kleinen Glöckchen der Rentiere fast überhört hätte. Erst das tiefe Poltern des Weihnachtsmannes kündigte ihr sein Kommen an.

„Brr“, zügelte er die Rentiere. Alle stoppten sofort und der prächtige Schlitten kam zum Stehen. Noch war er leer. „Wir müssen uns beeilen“, brummte der Weihnachtsmann und sah seine Helfer der Reihe nach an. Da standen sie schon bereit: Die zarten kleinen Elfen und die ebenfalls kleinen, aber doch sehr kräftigen Wichtel. Sie alle packten jetzt mit an, um den Schlitten mit all den Geschenken zu beladen.
Dann war es endlich soweit: Der Weihnachtsmann gab das Zeichen zur Abfahrt und mit einem kräftigen „Ho,ho,ho“ setzte sich der Rentierschlitten in Bewegung. Die Tiere brauchten jetzt all ihre Kraft. Noch war der Schlitten voll beladen und die Kinder warteten auf die Geschenke.

Doch kaum war der Weihnachtsmann hinter einer Wolke verschwunden und über den Nachthimmel unterwegs, da merkte Milena, dass sie noch immer Sternenstaub in ihrem langen Stab hatte. Das konnte nur bedeuten, dass einige der kleinen Päckchen vergessen worden waren!
„Oh nein!“, flüsterte sie erschrocken. Sie setzte sich auf einen Eisblock und weinte bitterlich.  „Was ist denn los?“ wollten die anderen Elfen und Wichtel wissen. Alle kamen herbeigelaufen, um die kleine Elfe zu trösten. „Ich habe vergessen, den Sternenstaub auf allen Paketen zu verteilen“, schluchzte Milena, „Jetzt bekommen manche Kinder keine guten Wünsche für das neue Jahr!“

„Das ist schlimm“, gaben auch die anderen Wichtel und Elfen zu. Doch da hatte Wichtel Torrox eine Idee: „Wir haben doch im letzten Jahr einige Geschenke zurückbekommen. Erinnert ihr euch?“ Alle dachten angestrengt nach. „Stimmt“, warf nach einer Weile die Elfe Lilibinde ein, „ein Kind wollte keinen ferngesteuerten Hubschrauber, sondern lieber ein Smartphone. Und dieser Hubschrauber könnte dich jetzt ganz schnell zum Weihnachtsmann bringen, damit du die restlichen Geschenke noch mit Sternenstaub bestreuen kannst.“
„Die Idee ist gut“, fand Torrox. Milena wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Aber sie wusste auch nichts anderes. Also holten sie den Hubschrauber und versorgten ihn mit einer Batterie.  „Bestimmt schaffst du das. Weit sind sie noch nicht, denn  der Schlitten ist schwer und die Rentiere müssen ziemlich schuften. Da kommen sie nicht so schnell voran“, machten ihr die anderen Mut.

„Gut“, Milena stieg vorsichtig in den Hubschrauber, der für sie genau die richtige Größe hatte. Torrox hielt die Fernbedienung und gab sie ihr. „Sei schön vorsichtig, dann hast du den Weihnachtsmann bald eingeholt und du kommst schnell wieder nach Hause.“
Die kleine Elfe nickte, strich sich entschlossen die langen Haare aus dem Gesicht und startete den Hubschrauber. Tatsächlich hob er ab und kurz darauf konnte ihn keiner der Zurückgebliebenen mehr entdecken.

Natürlich nicht, denn Milena wurde gleich von einer dicken Wolke verschluckt. Ob sie da wohl jemals wieder herausfand? Ihr kamen Zweifel und langsam sank ihr der Mut. Doch plötzlich lichtete sich der Nebel um sie herum und sie konnte direkt vor sich den Weihnachtsmann mit dem Rentierschlitten sehen. Der Schlitten nahm gerade Kurs auf eine besonders schöne Lichtung. Dort stoppte der Weihnachtsmann und legte eine wohlverdiente Pause ein.
Doch als er sich gerade zu einem Nickerchen hinlegen wollte, staunte er nicht schlecht: Milena wirbelte mit ihrem Hubschrauber direkt vor seine Füße. „Ja…was…also…“, war alles was der Weihnachtsmann dazu zu sagen hatte. So überrascht war er!

„Manchen Päckchen fehlt noch der Sternenstaub. Ich bin nämlich nicht fertig geworden!“, erklärte die Elfe mit ihrem feinen Stimmchen.


Sofort machte sich Milena an die Arbeit. Über so viel Eifer freute sich der Weihnachtsmann. Jetzt hatte es die kleine Elfe doch noch geschafft, alle Päckchen mit Sternenstaub zu bestäuben. Bestimmt werden sich die Kinder über den glitzernden Staub auf ihren Päckchen sehr freuen und dabei wissen: Das sind die guten Wünsche der kleinen Elfe!

Noch mehr Weihnachtsmärchen gibts bei folgenden Buchhandlungen:

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Mittwoch, 27. November 2013

Die Weihnachtsgeschichte zum Vorlesen – vom Esel erzählt

Hier auf diesem Blog gibt es zum Vor- und Selberlesen die unterschiedlichsten Geschichten. Zur Weihnachtszeit habe ich mich ein wenig näher mit der Weihnachtsgeschichte beschäftigt. Dabei hat mich der Esel ganz besonders interessiert. Der Esel stand nicht einfach nur an der Krippe, als Jesus geboren wurde. Der Esel war von Anfang an dabei, schon als Maria und Josef noch in Nazareth wohnten.

Der Esel erzählt die Weihnachtsgeschichte: Eine tierische Weihnachtsgeschichte für Kinder

Da der Esel eine so zentrale Rolle spielt und hautnah am Geschehen war, habe ich die Geschichte aus dem Blickwinkel des Esels aufgeschrieben.
Sie steht allerdings nicht hier auf dem Blog. Stattdessen ist sie im Buchhandel und auch bei Amazon als E-Book erhältlich.
Wählen Sie Ihren Lieblingshändler. Hier geht’s zu den Händlern:
Die Geschichte ist bei allen gängigen Buchhändlern erhältlich.


Wenn der Esel die Weihnachtsgeschichte erzählt, hören Kinder begeistert zu

Kinder lieben Tiere. Lesen Sie Ihrem Kind die Weihnachtsgeschichte, die vom Esel erzählt wird, vor. So bringen Sie Ihr Kind wieder zum Zuhören. Vor allem für diejenigen, die meinen die Weihnachtsgeschichte zu kennen, ist es besonders interessant, die Geschichte ganz anders zu hören.

Aber auch für diejenigen, die gar nichts über die Weihnachtsgeschichte wissen, ist es hochinteressant, wenn der Esel die Weihnachtsgeschichte erzählt. Viel Spaß dabei!

Dienstag, 26. November 2013

Was vor der Weihnachtsgeschichte geschah - Anna war die Mutter von Maria

Anna, die Mutter von Maria

Es mag ungefähr dreißig, oder vierzig Jahre vor Christi Geburt gewesen sein, als in Bethlehem ein kleines Kind zur Welt kam. Es war ein Mädchen und hörte auf den Namen Anna. Ihr Vater war Priester und brachte ihr alles bei, was in den alten Schriften über Gott den Herrn aufgeschrieben worden war. Es stand auch viel in diesen Büchern über den Messias, der bald kommen sollte.

Anna liebte diese Geschichten. Abends saß sie oft mit ihrem Vater zusammen und bettelte: „Erzähl mir doch vom Messias. Wann kommt er endlich?“ Da lachte der Vater und nahm sie in die Arme. „Bald, Anna, bald. Weißt du, der Prophet Jesaja sprach schon vor langer Zeit davon. Jetzt dauert es nicht mehr lange.“ Seine braunen Augen blitzten dabei verheißungsvoll. Anna schaute ihrem Vater aufmerksam auf den Mund, der von einem dichten Bart umwuchert war, so als wollte sie jedes Wort aus ihm heraussaugen. Sie war ganz begierig darauf, immer wieder vom Messias zu hören. Tief in ihrem Herzen fühlte sie eine angenehme Spannung. Sie freute sich wie auf eine große Überraschung. Manchmal konnte sie diese Neugier kaum noch ertragen.
Doch immer wenn es am Schönsten war, kam die Mutter und brachte sie zu Bett. „Schlaf schön, träum was Wunderbares, meine Kleine“. Die Mama streichelte ihr über das schwarze Haar und wünschte ihr eine gute Nacht.

Die Eltern glaubten fest daran, dass Gott der Herr bei ihnen und natürlich auch bei ihrer Tochter war. Sie wussten sich von Gott beschützt und behütet. Ihren Glauben teilten sie mit ihrer Tochter. Auch für Anna war es völlig normal, dass sich Gott der Herr um sie kümmerte. Sie gehörte zum Volk der Israeliten und Gott hatte in langen Jahren immer wieder gezeigt, dass er der Herr dieses Volkes war. Immerhin hatte er den Israeliten geholfen, als sie der Pharao von Ägypten zur schweren Arbeit gezwungen hatte. Damals führte er sie aus der Knechtschaft Ägyptens und danach lange Jahre durch die Wüste bis hinein ins gelobte Land. Das Volk Israel durfte viele Wunder sehen, obwohl diese Wunder die Israeliten nicht daran hinderten, immer wieder zu zweifeln. Auch das wusste Anna. Ihr Vater erklärte ihr es immer wieder: „Die Israeliten sind ein halsstarriges Volk. Aber Gott wendet sich ihnen immer wieder zu. Er verlässt uns Israeliten nicht. Deshalb wird der Messias bald kommen.“

In diesem Glauben wuchs Anna auf und wurde langsam groß und erwachsen. Ihre Eltern sahen, dass sie allmählich zur Frau aufblühte. Damals war es nicht üblich, dass sich junge Leute selbst einen Ehepartner aussuchten. Deshalb machten sich ihre Eltern Gedanken über den richtigen Mann für Anna. Der Vater kannte einen jungen Mann, der genauso wie er selbst gerne in den Schriften las und gleichzeitig nett und sympathisch war. Er fragte seine  Frau  wie sie über diesen jungen Mann dachte und beide einigten sich darauf, den jungen Mann der Tochter vorzustellen.

Deshalb luden sie Joachim, so hieß der junge Mann, zu sich nach Hause ein. Anna war sofort begeistert. Ihr gefielen seine ruhige Art, seine Höflichkeit und auch seine Ansichten über diese Welt. Joachim fand Anna ebenfalls sympathisch. Deshalb begann er um sie zu werben. Er brachte ihr kleine Geschenke mit und zeigte ihr, dass sie ihm nicht gleichgültig war. Nicht lange danach heirateten die beiden.

Joachim war ein Nachkomme des großen Königs David und hatte damit sehr berühmte Vorfahren. Er stammte also aus einem königlichen Geschlecht.  Heute würden wir sagen: Er war adelig. Anna und Joachim hatten gemeinsame Interessen. So interessierten sich beide sehr für die alten Schriften und miteinander flehten sie Gott an, dass doch bald der Messias kommen möge.

Zur Hochzeit erhielt Anna eine große Mitgift, da sie die einzige Tochter ihrer Eltern war. Mitgift nannte man damals das, was die Eltern der Tochter zur Hochzeit schenkten. Das konnten Töpfe und Pfannen sein, aber auch Äcker und Felder, sowie Geld.  Auch Joachim war nicht unvermögend. Da ihnen beiden sehr viel an ihrem Glauben lag, beschlossen sie ihr Vermögen in drei Teile aufzuteilen. Einen Teil wollten sie dem Tempel zur Verfügung stellen, den zweiten Teil verteilten sie unter den Armen und den Rest brauchten sie zum Leben. Sie wollten Gott dienen. Das war ihnen sehr wichtig. Deshalb wussten sie, dass dazu auch die Liebe zu den Armen gehörte und deshalb spendeten sie ihr Geld gerne.

Trotzdem ging es den beiden Ehepartnern nicht wirklich gut. Denn leider konnte Anna keine Kinder bekommen. Damals galt das als Schande. Die Leute glaubten, wenn eine Frau keine Kinder bekommen kann, ist sie von Gott verflucht. Sie vermuteten, dass eine solche Frau eine große Schuld auf sich geladen hatte und dass sie dafür von Gott bestraft wurde.

Deshalb war Anna sehr traurig. Die anderen aus dem Dorf mieden sie und redeten heimlich über Anna. Sie hatte immer weniger Freunde. Anna betete viel und opferte immer wieder. Doch alles schien vergebens. Trotzdem ließ Anna nicht nach und rang im Gebet mit Gott. Joachim wurde das schließlich alles zu viel: Die Nachbarn spotteten über die beiden und Gott schwieg sich aus. Das konnte er nicht länger ertragen. Deshalb verließ er eines Tages seine Frau Anna und versteckte sich stattdessen in der Wüste. Er glaubte die Einsamkeit leichter ertragen zu können, als die tägliche Verzweiflung von Anna.

Doch das Leben in der Wüste war hart. Es gab kaum Nahrung und außerdem brannte die Sonne unbarmherzig vom Himmel. Auch Joachim fühlte sich verzweifelt. Trotzdem wollte er nicht zurück zu Anna. Eines Tages betete er wieder. Plötzlich wurde das Licht um ihn noch heller. Geblendet schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er, dass ein Engel vor ihm stand. „Joachim gehe wieder nach Hause. Deine Frau braucht dich. Ja, es stimmt, die Nachbarn reden. Doch jetzt reden sie auch über dich.“ Joachim erschrak über den Engel. Es kam ja nicht jeden Tag vor, dass ein Engel erschien. Trotzdem schüttelte er den Kopf. „Nein ich will nicht.“ Aber der Engel ließ nicht mit sich handeln. „Darauf kommt es nicht an. Du wirst nach Hause gehen, denn deine Frau soll eine Tochter bekommen.“

Joachim sperrte Mund und Augen auf. Er wollte etwas sagen, aber er stotterte nur herum, so perplex war er. Doch bevor er endlich einen Ton herausbrachte, war der Engel wieder verschwunden.
Doch Joachim hatte seine Lektion gelernt. Er machte sich auf den Weg nach Hause. Dort versöhnte er sich mit Anna. Tatsächlich wurde sie endlich schwanger. Und das nach zwanzig Jahren. Niemals hätte Joachim das für möglich gehalten. Auch Anna wusste, dass dies ein großes Wunder war. Nach zwanzig Jahren Kinderlosigkeit wurde sie endlich Mutter. Als das Kind zur Welt kam, nannten Joachim und Anna ihre Tochter Maria. Überglücklich weihten die Eltern das Kind Gott. Als Maria noch ganz klein war, brachten ihre Eltern sie in den Tempel.


Leider konnte Anna nicht mehr erleben, was einige Jahre später geschah. Zuerst starb ihr Mann und wenige Jahre später folgte auch sie. Anna und Joachim wurden die Großeltern von Jesus Christus, dem Messias.

Donnerstag, 21. November 2013

Leas Oma - eine Omageschichte

Lea ging gerne mit ihrer Oma auf den Spielplatz. Sie hatte eine coole Oma. Und die war auch noch nicht alt. Also jedenfalls nicht ganz alt. Sie sah auf gar keinen Fall so aus wie frühere Omas, nämlich die Omas mit Dutt. Aber den tragen Omas eigentlich sowieso schon lange nicht mehr. Sie sah auch nicht so aus wie die Omas mit Dauerwelle. Doch auch diese Omas sind schon uralte Omas. Leas Oma trug eine flotte Kurzhaarfrisur, mit Strähnchen. Lea wusste nicht, ob die Oma mogelte und doch schon grau war. Die Oma selbst bezeichnete sich als „naturblond“.  Falten hatte sie auch keine, aber dafür viel Farbe im Gesicht. Sie schminkte sich leidenschaftlich und ging nie ungeschminkt aus dem Haus.

Lea war stolz auf ihre Oma. Auf dem Spielplatz blieb sie auch nicht einfach auf der Bank sitzen, so wie die anderen Omas, die dort ab und zu mit ihren Enkelkindern auftauchten und immerzu aus sicherem Abstand ihre Kommentare abgaben: „Max komm sofort wieder runter. Wenn du so hoch kletterst… ich kann dir nicht helfen!“ Dabei saßen sie auf der Bank wie festgewurzelt, bedeckten die Augen mit der flachen Hand, um sie gegen die blendende Sonne zu schützen und ihren Enkel genauer beobachten zu können, der da munter wie ein kleines Äffchen auf dem Gerät, das aussah wie ein überdimensionales Spinnennetz bis ganz nach oben turnte.

Nein Leas Oma wäre  am liebsten selbst mit geklettert. Wenn sie da nicht die missbilligenden Blicke gespürt hätte, die Frau Meier von nebenan in ihren Rücken bohrte. Deshalb begnügte sie sich unten stehen zu bleiben und Lea einfach zuzuschauen.

Im Sommer, wenn die Wasserspielanlage in Betrieb war, hatte es nicht nur Lea großen Spaß gemacht mit bloßen Füßen durch das Wasser zu stampfen. Auch die Oma schlüpfte aus ihren Sandalen und badete ihre Füße im Matsch.

Jetzt im Herbst ging das natürlich nicht mehr. Das wechselhafte und kalte Wetter ließ aus dem Spielplatzbesuch eine Stippvisite werden. Drinnen kuschelte sich Lea in eine warme Decke. Die Oma kochte ihr einen heißen Kakao, genauso wie es die Omas schon immer gemacht haben. Nur mit selbstgebackenen Plätzchen konnte sie nicht dienen. Während ganze Generationen von Omas für die gesamte Familie und Verwandtschaft Plätzchen gebacken haben, fiel Leas Oma hier völlig aus dem Rahmen. Denn es gibt sie ja noch immer: Die Omas, die ihre Familienehre darin sehen, zumindest an Weihnachten die besten Plätzchen zu servieren. Das ließ Leas Oma völlig kalt. 

Da setzte sie sich lieber mit ihrer Enkelin auf die Couch und las ihr Weihnachtsgeschichten vor. „Plätzchen machen sowieso nur dick“, murmelte sie dabei vor sich hin. Doch schließlich zauberte sie noch ein paar Lebkuchen hervor. „Na ja“, meinte sie, „selbstgebacken sind sie nicht“, schmunzelnd fügte sie hinzu: „aber selbst gekauft“.  So war Leas Oma – und Lea liebte sie dafür.

Dienstag, 11. Juni 2013

Johannes der Täufer

Es war um das Jahr Null, als eine Frau namens Elisabeth einen kleinen Jungen bekam. Ihr Mann Zacharias und sie gaben dem Baby den Namen Johannes. Elisabeth und Zacharias waren begeisterte Eltern, auch deshalb, weil sie lange kinderlos geblieben sind. Von Anfang an erzogen sie den kleinen Johannes im Glauben an Gott. Die lange Kinderlosigkeit war hart für sie gewesen. Doch jetzt waren ihre Gebete erhört worden. Sie wussten, dass Johannes das Geschenk Gottes für sie war, um das sie lange Jahre gebeten hatten.

Johannes nahm sich am Glauben seiner Eltern ein Beispiel. Auch  für ihn wurde Gott immer wichtiger. Bald schon merkte er, dass Gott ihn in seinen Dienst berufen hatte. Er zog sich von den Menschen zurück und suchte die innige Gemeinschaft mit Gott in der Wüste. Dort wo es nur Sand und wenig Essbares gab, konnte er seinen Blick ganz auf Gott richten. Nichts lenkte ihn ab. Er ernährte sich von Heuschrecken. Kleidung war ihm ebenfalls nicht wichtig. Es genügte ihm, wenn er sich in einen Kamelhaar-Mantel hüllen konnte, den er mit einem Gürtel befestigte. Er brauchte wenig um zu überleben. Darum strebte er auch nicht nach materiellen Dingen. Die Frage: „Was soll ich morgen essen?“, interessierte ihn nicht. Er nahm sich, was die Wüste hergab. Sein tägliches Mahl bestand aus  ein paar Heuschrecken und wildem Honig.  Das war nicht viel. Doch das Wenige sollte reichen. Johannes lebte sehr asketisch. Trotz dieser Lebensweise gab es andere, denen das gefiel. Deshalb fand Johannes sogar in der Wüste Freunde. Diese Menschen wollten genauso leben wie er. Johannes nahm diese Herausforderung an und ließ sie an seinem kargen Lebensstil teilhaben.

Er unterrichtete sie. Johannes zeigte ihnen, was es heißt, sich ganz auf Gott einzulassen. Als ersten Schritt dazu, taufte er die Menschen, die zu ihm kamen im Jordan. Die Taufe war das äußerliche Zeichen der inneren Reinigung. Nachdem sich etliche Menschen um ihn geschart hatten, kamen immer mehr. Sie konnten aber nicht alle bleiben. Deshalb rief Johannes sie zu einer anderen, neuen Lebensführung auf und sagte ihnen auch: „Geht wieder zurück in eure Häuser und lebt dort  so, wie Gott es von euch verlangt. Sündigt nicht mehr.“

Viele sahen in Johannes einen großen Propheten. Er selbst wusste jedoch, dass er nur der Wegbereiter war für jemanden, der größer als er sein würde. Dieser Jemand war Jesus Christus. Eines Tages als Johannes gerade wieder bis zur Hüfte im Jordanwasser stand, kam Jesus mit seinen Jüngern daher. Johannes taufte gerade einen nach dem anderen, das Kamelhaar-Kleid hing patschnass an seiner hageren Figur, das Haar fiel ihm in langen Strähnen ins dunkelbraune Gesicht.  Plötzlich stand Jesus vor ihm. „Johannes, ich bin zu dir gekommen, damit du mich taufst“. Johannes wich zurück. Doch Jesus hatte schon die Sandalen ausgezogen und kam zu ihm ins Wasser.

Aber Johannes wollte nicht. „Nein, du bist es, der mich taufen sollte“, widersprach er heftig. Jesus ließ den Widerspruch allerdings nicht gelten. Er hielt seine Kamelhaar-Kleidung fest. „Johannes taufe mich“, bat er einfach. Da gab Johannes nach. Im selben Moment, als er Jesus unter Wasser tauchte, erschien eine Taube hoch oben am Himmel und Johannes hörte eine Stimme, die rief: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“
Johannes hatte es vorher schon gewusst, deshalb überraschte es ihn nicht wirklich. Er wusste, dieser Mann, der sich von ihm taufen ließ, ist etwas Besonderes.

Auch später, als Jesus längst wieder fort war, predigte Johannes weiter vom Reich Gottes und machte die Menschen auf ihre Fehler aufmerksam. Sogar den König Herodes kritisierte er. Der hatte nämlich die Frau seines Bruders geheiratet. Das war nicht Recht und das sagte ihm Johannes auch. Der König ärgerte sich darüber und ließ Johannes ins Gefängnis werfen.
Doch gleichzeitig hatte der König auch Angst davor, dass Gott ihn fürchterlich strafen würde, wenn er Johannes etwas antun sollte. Deshalb behandelte er ihn mit Vorsicht. Während der Zeit im Gefängnis war Johannes manchmal sehr traurig. Er musste lange Zeit ganz alleine verbringen. Niemand war bei ihm. Da kommen viele Menschen ins Grübeln. Johannes auch. Doch er betete gegen seine Zweifel an. Deshalb schickte ihm Gott seine Freunde. Seine Jünger konnten ihn besuchen. Diese schickte Johannes zu Jesus mit einer Frage, die ihn immer wieder umtrieb. Sie sollten Jesus danach fragen, ob er wirklich der Messias ist, oder ob sie auf einen anderen warten sollen.

Die Jünger beeilten sich, Jesus die Frage von Johannes auszurichten. Doch statt einfach mit „Ja“ zu antworten, machte Jesus es ein wenig spannender. Er sagte: „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ Jesus wählte diese Worte aber nicht deshalb, um Johannes zu ärgern, sondern weil er genau wusste, dass Johannes die Antwort verstehen würde. Johannes war einer, der sich in der Schrift auskannte. Und die Worte Jesus stammten direkt aus dem Propheten Jesaja. So hatte dieser Prophet einst das kommende Gottesreich des Messias angekündigt.

Die Jünger von Johannes konnten also ihrem Freund eine gute Nachricht bringen. Johannes freute sich darüber, denn er wusste, dass Jesus wirklich der Messias war. Später hatte die Frau des Herodes es geschafft, den König gegen Johannes aufzubringen. Sie hat dafür ihre eigene Tochter benutzt. Herodias stiftete ihre Tochter Salome an, vor ihrem Vater zu tanzen. Sie wusste, wenn der gut gelaunt war, würde er seiner Tochter jeden Wunsch erfüllen – und die Herodias flüsterte ihrer Tochter einen sehr makabren Wunsch ein. Als nämlich Salome vor ihrem Vater tanzte, war der ganz hingerissen von seiner Tochter. Stolz schaute er sie an. Sein Vaterherz schwoll ihm in der Brust. Deshalb versprach er ihr nach dem Tanz: „Du darfst dir was wünschen. Das war einfach genial“.

Salome warf ihrer Mutter einen Seitenblick zu. Die nickte kurz. Darauf sagte Salome: „Das Haupt des Johannes“. Herodes wurde blass. „Alles, nur das nicht,“ presste er hervor. Aber Salome blieb hart. „Du hast es versprochen, jetzt musst du mir meinen Wunsch auch erfüllen“, beharrte sie trotzig.


So kam es, dass Johannes der Täufer enthauptet wurde. Doch er ist bis heute unvergessen. Am 24. Juni ist sein Fest. Wir denken an diesen großen Mann, der unerschütterlich an Jesus, als den Messias glaubte.

Freitag, 31. Mai 2013

Die kleine Amsel

„Mama“! piepste der kleine Vogel. Es hörte sich an wie „tschilp, tschilp“, ein klein wenig verzweifelt, denn das winzige Federbündel fühlte sich ganz alleine auf der Welt. Wo war sie nur hin verschwunden? Gerade eben saß sie doch noch ganz in der Nähe im Gebüsch? Dabei riss der Wind gar so heftig an den grünen Blättern. 

Doch das Nest der kleinen Amsel war gut geschützt und lag versteckt in einer grünen Hecke. Die Amselmama hatte ein wirklich stabiles Nest gebaut. Dabei war ihr einiges an Abfallmaterial des nebenan liegenden Rohbaus gerade recht gekommen. Sie hatte nicht nur Folienstücke, sondern auch Schnüre mitverarbeitet. 




Aber was nützte dem kleinen Vogel das schöne weiche Nest, wenn die Mama ihn alleine gelassen hatte? Gerade jetzt öffnete der Himmel seinen grauen großen Wolkenbehälter und schüttete den gesamten Inhalt über der Erde aus. Der kleine Vogel machte sich noch kleiner. Der Regen konnte unbarmherzig sein. Auch wenn das Nest inmitten der Blätter gut versteckt lag, so war der Regen doch so stark, dass der Vogel seine Nässe unangenehm zu spüren bekam. 

Inzwischen waren auch seine Geschwister aufgewacht. Die hatten glatt verschlafen, dass die Mama sich auf und davon gemacht hatte. Doch jetzt spürten auch sie den starken Regen und rückten ganz eng zusammen. 

Alle fünf beschlossen, miteinander ganz laut nach der Mama zu rufen. Deshalb rissen sie gemeinsam ihre Schnäbel weit auf und schrien „Mama“. Das war ein lautes „Tschilp, tschilp“. Trotzdem ließ sich Mutter Vogel nicht sehen. 

Die Amselkinder weinten und schrien. Doch endlich hatte der Himmel ein Einsehen und verschloss seine Wolkengießkannen wieder. Sogar ein klein wenig Blau blitzte auf. Da schoss auf einmal die Amselmama herbei. Sie hatte auch was mitgebracht. Denn sie hatte auf der Lauer gelegen und auf die Regenwürmer gewartet. Es hatte sich gelohnt und jetzt gab es ein Festmahl. 

Da kam auch der Amselpapa. Auch er hatte Futter dabei. Die Amseleltern fütterten ihre hungrigen Amselbabys. Da freute sich der kleine Vogel. „Mama“, tschilpte er wieder. Diesmal klang es sehr zufrieden. Beim nächsten Mal würde er die Mama beim Fliegen begleiten. Denn er war doch schon sooo groß. 

Mittwoch, 27. März 2013

Asinia, die Eselfrau wundert sich über Judas und verschläft das letzte Abendmahl

Österliches Geschehen für Kinder erzählt

Erst vor wenigen Tagen hat mich mein neuer Herr gekauft. Ich finde ihn klasse, denn ich hab ein gutes Leben bei ihm. Vorher musste ich den ganzen Tag schwere Lasten schleppen. Dabei war es meinem Besitzer egal, ob die Sonne heiß vom Himmel brennt, oder nicht. Doch jetzt darf ich mich die meiste Zeit im Schatten ausruhen.
Heute bin ich mit einem der Freunde von Jesus unterwegs. Judas heißt er, glaube ich. Er ist nicht ganz so nett wie Jesus. Mürrisch rennt er jetzt schon die ganze Zeit neben mir. Ich glaube, der Meister hat den Judas zum Einkaufen geschickt, aber der hetzt wie ein Irrer quer durch ganz Jerusalem. Was der bloß will? Na ja, wie die Menschen denken, ist mir sowieso zu hoch. Ich bin ja nur eine Eselsfrau. In meinem Eselshirn ist kein Platz für intelligente Gedanken. Trotzdem habe ich so ein Gefühl, als wären wir vom Weg abgekommen. Na sag ich’s doch. Das ist doch der Tempel und nicht der Markt. Jetzt lässt er mich auch noch hier heraußen stehen, während er selbst im Tempel verschwindet. Was er dort jetzt wohl macht? Brot kann er dort nicht einkaufen. Aber als Esel habe ich nichts zu melden. Ich muss hier herumstehen und warten. Ein Gewusel ist das hier wieder. Händler gibt’s hier am Tempel viele. Vor allem die Geschäftemacher, die Opfertiere verkaufen. Die scheint es derzeit besonders gut zu gehen.
Da kommt ja der Judas endlich! Und ein Gesicht zieht er. Es sieht nicht so aus, als hätte er das große Geschäft gemacht. Trotzdem hat er einen vollgefüllten Beutel mit Silberstücken, den er mir jetzt auflädt. Ich hab’s genau gesehen: Die Silberstücke blitzen in dem Beutel. Ich wüsste nur zu gerne wieso der Judas auf einmal so viel Geld hat.  Aber mir bindet er das natürlich nicht auf die Nase, stattdessen bindet er mir den Beutel auf den Rücken.
Judas will schon mit mir los, als auf einmal ein Mann hinter ihm herrennt. „Du weißt hoffentlich, was du machen sollst.“, ruft er ihm nach. „Du musst ihn nur küssen. Sonst nichts. Alles andere kannst du uns überlassen.“
Eigentlich wäre es mir völlig egal gewesen, was der Mann da herumschreit. Aber weil der Judas kreidebleich geworden ist und geschaut hat wie ein kleiner Bub, der beim Naschen erwischt worden ist, darum habe ich mir das gemerkt. Küssen ist doch nichts Schlimmes, habe ich mir gedacht. Aber vielleicht habe ich das falsch gesehen, denn ich bin ja nur eine Eselin.

Das letzte Abendmahl

Endlich hat der Judas dann die Sachen eingekauft, wegen denen wir auf den Markt geschickt worden waren.  Beim Heimkommen erfahre ich auch was damit gemacht werden soll: Es sind die Sachen, die für eine gemeinsame Mahlzeit für Jesus mit all seinen zwölf Freunden gebraucht werden. Sie ziehen sich in einen Raum zurück und feiern miteinander. Als Esel habe ich dort nichts verloren. Stattdessen stehe ich draußen und erhasche ab und zu mal einen Blick auf die Gesellschaft. Einmal flüstert Jesus dem Judas etwas zu. Daraufhin schaut er ihn ganz böse an, steht auf und geht grußlos nach draußen. Er rennt sogar an mir vorbei, ohne mich zu sehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich geduckt habe, denn seine schlechte Laune war so fürchterlich, dass ich die nicht aushalten wollte.
Die anderen Jünger sitzen noch immer mit Jesus um den Tisch herum. Sie essen und trinken und ich werde müde und schlafe ein.

Freitag, 15. März 2013

Asinia, die Eselsfrau erzählt vom Palmsonntag


Es geschah an einem Tag, der eigentlich genauso anfing, wie alle anderen. Ich war schon ziemlich alt und mein Besitzer ließ mich oft genug spüren, dass ich zu nichts mehr nütze war. Jedenfalls seiner Meinung nach.

Trotzdem musste ich Tag für Tag schwere Säcke schleppen. Auch an dem Tag, von dem ich jetzt erzählen will. Mein Besitzer und ich wühlten uns durch das Gedränge, das wieder einmal in Jerusalem herrschte. Viele Menschen waren unterwegs. Sie kamen teilweise von weit her und wollten zum Tempel, denn in wenigen Tagen wollten die Menschen das Passah feiern. Ich kann zwar mit dem Fest nichts anfangen, aber ich weiß, dass es die Menschen an ihren Auszug aus Ägypten erinnert. Zum Gedenken an dieses Ereignis veranstalteten sie jedes Jahr dieses Fest. Doch mir war das egal, ich wollte nur möglichst schnell wieder zurück in meinen Stall.

Eigentlich war es gar nicht mehr weit. Da teilte sich auf einmal die Menge und ein Mann kam direkt auf mich zu. Irgendwie erinnerte er mich an jemanden. Aber mein armes Eselshirn kam nicht drauf. Stattdessen blieb ich stocksteif stehen und starrte ihn an. Mein Besitzer fand das gar nicht lustig und wollte mich mit Schlägen zum Weitergehen antreiben. Empört schrie ich „Iaa, iaaa!“ Doch er schlug mich weiter und immer weiter.
Da fiel ihm jener Mann in den Arm, nahm ihm den Stock aus der Hand und meinte: „Lass doch das arme Tier in Ruhe. Es ist nur erschrocken.“  Mein Besitzer wurde wütend. „Was fällt dir ein!“, schrie er den anderen an. Doch der lächelte nur, gab ihm den Stock zurück und entgegnete. „Bruder, ich wollte dir nichts Böses. Aber ich brauche ein Reittier. Verkaufe mir deinen Esel.“

Ich traute meinen Ohren nicht. Wusste dieser Mensch nicht, dass ich alt war? Und wenn ich alt sage, meine ich alt. Uralt! Für meinen Besitzer war das die Gelegenheit, mich loszuwerden und auch noch Geld dafür zu kriegen. Natürlich ließ er sich diese Möglichkeit nicht entgehen.

„Aber das wird teuer“, begann er zu handeln. Doch der andere, der mit seinen Freunden unterwegs war, handelte nicht. Stattdessen winkte er einen seiner Freunde und sagte nur: „Gib ihm, was er verlangt.“ Dann nahm er mir meine Lasten ab und legte sie vor meinem Besitzer hin. Das heißt meinem vorherigen Besitzer, denn jetzt gehörte ich -,  ja wem eigentlich.

 Doch da hörte ich, wie seine Freunde ihn nannten: „Jesus“. Plötzlich fiel es meinem Eselshirn wieder ein: So nannte doch Maria ihren Sohn! Damals war ich bei seiner Geburt dabei! Na so etwas! Ich erinnerte mich. Leider brauchte die Familie später keinen Esel mehr und deshalb gelangte ich über viele Umwege nach Jerusalem. Doch jetzt sah ich ihn wieder: Diesen Jesus.

Der stieg jetzt auf meinen Rücken und ließ sich von mir durch Jerusalem tragen. Mir war auf einmal klar, dass dieser Jesus ein großer Herr sein musste. Ich erinnerte mich wieder an die Botschaft, die der Engel den Hirten gebracht hatte:  „Euch ist heute der Heiland geboren!“  Ich begriff den Satz zwar noch immer nicht, aber ich wusste: Dieser Jesus ist ein ganz Besonderer. Die Menschen in Jerusalem spürten es auch.  Denn alle, denen wir begegneten schwenkten Palmzweige und schrien: „Hosianna!“ Sie jubelten ihm zu und waren außer sich vor Glück, weil sie Jesus sehen konnten. Genau wie ich selbst. Denn noch niemals hatte ich mich so gefreut wie an diesem Tag. Ich fühlte mich auserwählt, denn ich trug jemand, der für diese Welt wichtig war. Das wusste sogar ich mit meinem Eselshirn.