Mittwoch, 27. März 2013

Asinia, die Eselfrau wundert sich über Judas und verschläft das letzte Abendmahl

Österliches Geschehen für Kinder erzählt

Erst vor wenigen Tagen hat mich mein neuer Herr gekauft. Ich finde ihn klasse, denn ich hab ein gutes Leben bei ihm. Vorher musste ich den ganzen Tag schwere Lasten schleppen. Dabei war es meinem Besitzer egal, ob die Sonne heiß vom Himmel brennt, oder nicht. Doch jetzt darf ich mich die meiste Zeit im Schatten ausruhen.
Heute bin ich mit einem der Freunde von Jesus unterwegs. Judas heißt er, glaube ich. Er ist nicht ganz so nett wie Jesus. Mürrisch rennt er jetzt schon die ganze Zeit neben mir. Ich glaube, der Meister hat den Judas zum Einkaufen geschickt, aber der hetzt wie ein Irrer quer durch ganz Jerusalem. Was der bloß will? Na ja, wie die Menschen denken, ist mir sowieso zu hoch. Ich bin ja nur eine Eselsfrau. In meinem Eselshirn ist kein Platz für intelligente Gedanken. Trotzdem habe ich so ein Gefühl, als wären wir vom Weg abgekommen. Na sag ich’s doch. Das ist doch der Tempel und nicht der Markt. Jetzt lässt er mich auch noch hier heraußen stehen, während er selbst im Tempel verschwindet. Was er dort jetzt wohl macht? Brot kann er dort nicht einkaufen. Aber als Esel habe ich nichts zu melden. Ich muss hier herumstehen und warten. Ein Gewusel ist das hier wieder. Händler gibt’s hier am Tempel viele. Vor allem die Geschäftemacher, die Opfertiere verkaufen. Die scheint es derzeit besonders gut zu gehen.
Da kommt ja der Judas endlich! Und ein Gesicht zieht er. Es sieht nicht so aus, als hätte er das große Geschäft gemacht. Trotzdem hat er einen vollgefüllten Beutel mit Silberstücken, den er mir jetzt auflädt. Ich hab’s genau gesehen: Die Silberstücke blitzen in dem Beutel. Ich wüsste nur zu gerne wieso der Judas auf einmal so viel Geld hat.  Aber mir bindet er das natürlich nicht auf die Nase, stattdessen bindet er mir den Beutel auf den Rücken.
Judas will schon mit mir los, als auf einmal ein Mann hinter ihm herrennt. „Du weißt hoffentlich, was du machen sollst.“, ruft er ihm nach. „Du musst ihn nur küssen. Sonst nichts. Alles andere kannst du uns überlassen.“
Eigentlich wäre es mir völlig egal gewesen, was der Mann da herumschreit. Aber weil der Judas kreidebleich geworden ist und geschaut hat wie ein kleiner Bub, der beim Naschen erwischt worden ist, darum habe ich mir das gemerkt. Küssen ist doch nichts Schlimmes, habe ich mir gedacht. Aber vielleicht habe ich das falsch gesehen, denn ich bin ja nur eine Eselin.

Das letzte Abendmahl

Endlich hat der Judas dann die Sachen eingekauft, wegen denen wir auf den Markt geschickt worden waren.  Beim Heimkommen erfahre ich auch was damit gemacht werden soll: Es sind die Sachen, die für eine gemeinsame Mahlzeit für Jesus mit all seinen zwölf Freunden gebraucht werden. Sie ziehen sich in einen Raum zurück und feiern miteinander. Als Esel habe ich dort nichts verloren. Stattdessen stehe ich draußen und erhasche ab und zu mal einen Blick auf die Gesellschaft. Einmal flüstert Jesus dem Judas etwas zu. Daraufhin schaut er ihn ganz böse an, steht auf und geht grußlos nach draußen. Er rennt sogar an mir vorbei, ohne mich zu sehen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mich geduckt habe, denn seine schlechte Laune war so fürchterlich, dass ich die nicht aushalten wollte.
Die anderen Jünger sitzen noch immer mit Jesus um den Tisch herum. Sie essen und trinken und ich werde müde und schlafe ein.

Freitag, 15. März 2013

Asinia, die Eselsfrau erzählt vom Palmsonntag


Es geschah an einem Tag, der eigentlich genauso anfing, wie alle anderen. Ich war schon ziemlich alt und mein Besitzer ließ mich oft genug spüren, dass ich zu nichts mehr nütze war. Jedenfalls seiner Meinung nach.

Trotzdem musste ich Tag für Tag schwere Säcke schleppen. Auch an dem Tag, von dem ich jetzt erzählen will. Mein Besitzer und ich wühlten uns durch das Gedränge, das wieder einmal in Jerusalem herrschte. Viele Menschen waren unterwegs. Sie kamen teilweise von weit her und wollten zum Tempel, denn in wenigen Tagen wollten die Menschen das Passah feiern. Ich kann zwar mit dem Fest nichts anfangen, aber ich weiß, dass es die Menschen an ihren Auszug aus Ägypten erinnert. Zum Gedenken an dieses Ereignis veranstalteten sie jedes Jahr dieses Fest. Doch mir war das egal, ich wollte nur möglichst schnell wieder zurück in meinen Stall.

Eigentlich war es gar nicht mehr weit. Da teilte sich auf einmal die Menge und ein Mann kam direkt auf mich zu. Irgendwie erinnerte er mich an jemanden. Aber mein armes Eselshirn kam nicht drauf. Stattdessen blieb ich stocksteif stehen und starrte ihn an. Mein Besitzer fand das gar nicht lustig und wollte mich mit Schlägen zum Weitergehen antreiben. Empört schrie ich „Iaa, iaaa!“ Doch er schlug mich weiter und immer weiter.
Da fiel ihm jener Mann in den Arm, nahm ihm den Stock aus der Hand und meinte: „Lass doch das arme Tier in Ruhe. Es ist nur erschrocken.“  Mein Besitzer wurde wütend. „Was fällt dir ein!“, schrie er den anderen an. Doch der lächelte nur, gab ihm den Stock zurück und entgegnete. „Bruder, ich wollte dir nichts Böses. Aber ich brauche ein Reittier. Verkaufe mir deinen Esel.“

Ich traute meinen Ohren nicht. Wusste dieser Mensch nicht, dass ich alt war? Und wenn ich alt sage, meine ich alt. Uralt! Für meinen Besitzer war das die Gelegenheit, mich loszuwerden und auch noch Geld dafür zu kriegen. Natürlich ließ er sich diese Möglichkeit nicht entgehen.

„Aber das wird teuer“, begann er zu handeln. Doch der andere, der mit seinen Freunden unterwegs war, handelte nicht. Stattdessen winkte er einen seiner Freunde und sagte nur: „Gib ihm, was er verlangt.“ Dann nahm er mir meine Lasten ab und legte sie vor meinem Besitzer hin. Das heißt meinem vorherigen Besitzer, denn jetzt gehörte ich -,  ja wem eigentlich.

 Doch da hörte ich, wie seine Freunde ihn nannten: „Jesus“. Plötzlich fiel es meinem Eselshirn wieder ein: So nannte doch Maria ihren Sohn! Damals war ich bei seiner Geburt dabei! Na so etwas! Ich erinnerte mich. Leider brauchte die Familie später keinen Esel mehr und deshalb gelangte ich über viele Umwege nach Jerusalem. Doch jetzt sah ich ihn wieder: Diesen Jesus.

Der stieg jetzt auf meinen Rücken und ließ sich von mir durch Jerusalem tragen. Mir war auf einmal klar, dass dieser Jesus ein großer Herr sein musste. Ich erinnerte mich wieder an die Botschaft, die der Engel den Hirten gebracht hatte:  „Euch ist heute der Heiland geboren!“  Ich begriff den Satz zwar noch immer nicht, aber ich wusste: Dieser Jesus ist ein ganz Besonderer. Die Menschen in Jerusalem spürten es auch.  Denn alle, denen wir begegneten schwenkten Palmzweige und schrien: „Hosianna!“ Sie jubelten ihm zu und waren außer sich vor Glück, weil sie Jesus sehen konnten. Genau wie ich selbst. Denn noch niemals hatte ich mich so gefreut wie an diesem Tag. Ich fühlte mich auserwählt, denn ich trug jemand, der für diese Welt wichtig war. Das wusste sogar ich mit meinem Eselshirn.