Mittwoch, 12. Februar 2014

Geschichte zum Vorlesen: Eine Omageschichte

Die Mama hatte keine Zeit. Deshalb holte die Oma Lea vom Kindergarten ab. Das war nicht schlimm. Im Gegenteil: Lea freute sich darüber. Sie hatte eine coole Oma. Bei ihr war es nie langweilig. Die Oma fuhr mit ihrem Golf Cabrio vor den Kindergarten. Mit geöffnetem Verdeck brausten sie dann nach Hause.

Dort schlug die Oma vor: „Wollen wir Kuchen backen?“ „Au ja“, strahlte Lea. Sie rannte gleich zum Vorratsschrank.  „Wo ist das Mehl? Ich hol schon mal die Schüssel“, Lea kramte eifrig in Omas Töpfen herum. Die Oma lachte über so viel Eifer.

 „So kompliziert machen wir es uns nicht“, wehrte sie ab. „Ich habe noch eine Backmischung zu Hause. Siehst du, da braucht man gar kein Mehl.“ Die Oma schüttete die Mischung in die Schüssel und ließ Lea die Eier aufschlagen. Margarine dazu und dann wurde alles mit dem Rührgerät schaumig geschlagen. Lea staunte. So schnell ging das Kuchenbacken bei der Mama nie. Nur wenige Minuten und schon war der Teig in der Kuchenform. 

„Wenn du magst, darfst du die Schüssel ausschlecken“, bot die Oma der Lea an. Das Mädchen freute sich. Denn das durfte sie zu Hause auch nie. Salmonellengefahr, meinte die Mama, auch wenn Lea keine Ahnung hatte, was das sein sollte.

Sie ließen den Kuchen langsam im Ofen seinen Duft entfalteten. Das kann er alleine, fand die Oma und statt zuzuschauen, tobte sie lieber mit Lea durchs Wohnzimmer. Während andere Omas gemütlich im Sessel saßen und Zeitung lasen, oder langweilige Fernsehsender einschalteten, oder gar erzählten, dass früher alles besser war, schaltete Leas Oma das Radio ein und tanzte zu den neuesten Hits. Sie schüttelte jede Faser ihres Körpers und bewegte sich so schnell und wendig als wäre sie ebenfalls erst fünf Jahre alt.

Nach einer Weile meinte Lea: „Was riecht denn da so komisch?“ Oma erstarrte mitten im Schritt. Sie schlug die Hand vor den Mund und rief: „Oh je! Unser Kuchen.“
Wie eine Rakete schoss sie zum Ofen und zog das Backkunstwerk heraus, das jetzt mit viel Fantasie aussah wie mit Schokolade überzogen, aber einen sehr unappetitlichen Geruch verbreitete. Lea sprach es aus: „Der Kuchen stinkt“.

„Na ja“, meinte die Oma. „Vornehmer ausgedrückt: Er riecht verbrannt.“ Dann lachte sie: „Da kann man nichts mehr machen. Aber damit du trotzdem deinen Kuchen kriegst, gehen wir jetzt einfach ins Café“.


Das taten sie dann auch. Die Oma bestellte sich dort eine große Tasse Kaffee und Lea bekam Kakao mit Schokoladenkuchen, aber diesmal einen richtigen, ohne verbrannten Schokoguss.

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